Wenn der Motor überhitzt, der Anker auch beim 4. Manöver unter Segeln nicht hält & die Sonne untergeht - Grenzen

26.02.2023

Willkommen zu einer neuen Folge von "Oar nee scheisse, muss das jetzt sein?!"

Und dabei lief alles so schön in den letzten 2 Wochen: Wir haben uns in Samana "eingelebt", wissen, wo es leckeres Obst & Gemüse von der Pickup Ladefläche gibt und haben uns mit dem selbsternannten Dinghydock Aufpasser verbrüdert.
Wir haben uns einen Wagen gemietet, um das Cabo Samana zu erkunden und in den Teufelsschlund zu schauen: Ein Loch im Felsen, das unterirdisch mit dem Meer verbunden ist, ordentlich röhrt und und bei hohen Wellen Wasser speit. Wir stellen den Wagen im Dschungel ab, neben einem Mamorsteinbruch, und laufen den Rest. Das vibrierende Röhren und Brummen nehmen wir schon weit vorher wahr, als wir plötzlich das Gefühl haben, ein Jumbojet startet neben uns oder der Himmel fällt uns auf den Kopf. Wir verbringen einige Zeit am Teufelsschlund, bis sich jeder mal getraut hat reinzuschauen. Dann geht es weiter über den Küstenort Las Galeras und dessen wunderschön-wilden Strand nach Playa Rincon, wo uns die Armee Einlass gewährt. Allerdings mit der Auflage, dass wir um 18 Uhr wieder weg sein müssen. Alles in allem ein gelungener Tag. An Tag 2 mit unserem Mietwagen stehen die Limon-Wasserfälle auf dem Programm. Die einstündige Wanderung dorthin hat es in sich. Vor allem, als es zu regnen anfängt, denn der Untergrund besteht aus Ton. Jeder, der sich in der Schule mal kreativ an Ton auslassen konnte, weiß, dass dieser in der Verbindung mit Wasser einfach nur glitschig ist. Meine Schuhsohlen haben kein Profil mehr, Alex trägt Flip Flops- und so werden die Auf- und Abstiege durch den Dschungel zur Schlitterfahrt. Endlich angekommen, ist der Wasserfall spektakulär anzuschauen. Die Felsen, an denen er herunterrauscht, sind grün bewachsen und sorgen für ein unglaublich intensives Farbenspiel. Alex und Mini genehmigen sich ein kühles Bad im Wasserfall. Die Rutschpartie hat sich gelohnt.
Übermorgen wollen wir auf die andere Seite der Bucht segeln und den Nationalpark Los Haitises erkunden. In der Dominikanischen Republik kann man sich mit seinem Boot nicht frei bewegen und so müssen wir einen Despacho (eine Genehmigung) dafür bei der Marine beantragen. In deren Büro sind wieder alle sehr freundlich, aber das Ganze eher umständlich. Wir sollen am Tag der Abfahrt wiederkommen. Also stehen wir um 9 auf der Matte. "Wann wollt ihr rüber fahren?" Gegen Mittag, wir müssen noch einkaufen. "Ok, dann könnt ihr um 12 Uhr wiederkommen". Hm, ok. Wie zu Hause auch, ist hier um 12 natürlich Mittagspause und der Unterschriftengeber nicht da. Wir sollen warten. Eine halbe Stunde später sind die Unterlagen fertig. Allerdings bekommen wir sie nicht ausgehändigt. Ein Offizier wird zu uns ans Boot kommen und den Despacho persönlich übergeben. Etwas improvisiert wirkt das Ganze dann, als der Offizielle im Taxiboot von Domingo angefahren kommt. Er macht noch ein Foto vom Boot und eins vom Skipper mit Despacho in der Hand. Alles klar, kann losgehen. Im Nationalpark angekommen, liegen wir sehr ruhig, nur 4 andere Boote sind hier. Die Langschaft erinnert stark an Südostasien mit den einzelnen, wild bewachsenen Felsen in der Bucht. Wir genießen die Abgeschiedenheit und Ruhe bei Nacht. Tagsüber erkunden wir mit dem Dinghy die Mangrovenwälder und angrenzenden Flussläufe. Da die Genehmigung nur für 5 Tage gilt, machen wir uns nach einer knappen Woche wieder auf den Weg nach Samana Stadt. Wir kreuzen hin und her, bis der Wind schließlich einschläft und ich darauf bestehe, den Motor zu starten, damit wir nach Ankunft noch einkaufen gehen können.
Kurz vor der Einfahrt in die Bucht ertönt dann der ohrenbetäubende Motoralarm. Alex' Blick fällt auf die Temperaturanzeige. Scheisse, überhitzt. Normalerweise steht die Nadel bei 60 - 70 Grad. Aktuell zeigt sie mehr als 90 Grad. Sofort Motor aus und Vorsegel raus. Wir dümpeln den restlichen Weg mit anderthalb Knoten vor uns hin, während die Gedanken rasen. "Ist der Motor jetzt im Arsch", "kriegen wir es hin, ohne Motor zu ankern?", "Wer und wo kann hier reparieren?", "Was kostet das?" usw. Seit unserer Abfahrt hat sich die Anzahl der Segelboote vor Samana Stadt vervierfacht und entsprechend eng geht es hier zu. Hinzu kommt das Wissen, dass der Anker im Feld nur schlecht hält und man einige Anläufe brauchen wird, bis er sitzt. Außerhalb des Feldes ist der Boden steinig und der Anker hält gar nicht. Allein letzte Woche sind hier 2 Katamarane stiften gegangen. Wir versuchen also unser erstes Manöver, landen aber recht nah an einem anderen Boot. Dessen Besitzer erklärt uns auch prompt die Welt und hört gar nicht mehr auf, uns vollzusülzen, auch nachdem wir ihm erklären, dass unser Motor kurz abkühlen muss. Bevor einer von uns dem Keifer an die Gurgel geht, legen wir uns nochmal um. Dazu Motor starten, der immer noch reklamiert und so können wir den Anker nicht einfahren. Wir liegen aber erstmal und können erste Untersuchungen vornehmen. Ich lese in unserem Motorenbuch. Dort steht was von Keilriemen. Hm, vorhin dachte ich noch, dass es quietscht wie der lose Keilriemen bei einem Auto. Sollte es das sein? Alex hat noch die Vermutung, dass es der Impeller sein könnte und tauscht beides aus. Nach 2 Stunden wagen wir ein neues Ankermanöver und starten den Motor. Scheisse, die Temperatur steigt rasant. Das erste Ankermanöver unter Motor klappt nicht, der Anker hält nicht. Alex schaltet den Motor aus. Ich hole den Anker hoch und mit der Restfahrt suchen wir uns einen neuen Platz. Da der Motor wieder zu heiß ist, können wir den Anker nicht gleich einfahren und müssen warten. Nach 15 Minuten starten wir nochmal den Motor, um zu schauen, ob der Anker hält. Leider nein. Es wird dunkel. In mir steigt langsam Panik auf. Da der Motor zu heiß ist, holt Alex nochmal das Vorsegel raus für den nächsten Ankerversuch. Wir segeln noch einmal eine Runde durchs Feld und lassen schliesslich den Anker fallen. Noch einmal startet Alex den Motor, wieder schleift der Anker über den Boden. Aber dann spannt sich vor mir die Kette, der Anker sitzt. YES! Puh, jetzt können wir erstmal durchatmen. Unsere Freunde vom Katamaran Bumblebee (mit denen wir schon seit den BVIs unterwegs sind) bieten uns ihre Unterstützung bei der Fehlerfindung an und versorgen uns mit einem jetzt dringend benötigten Bier. Vielen Dank. Auch Thomas vom Segler Irmi und die Kanadier von der Dare haben mitbekommen, dass wir Motorprobleme haben und wollen helfen. Wie ätzend die Situation ist, kann hier wohl fast jeder nachvollziehen, um so dankbarer sind wir für die zugesagte Unterstützung. Aber für heute haben wir erstmal die Schnauze voll. Noch schnell ne Spaghetti zaubern und dann Feierabend.