Das Ticket kann ich erst am Tag der Abreise kaufen. Alles klar, halb 8 steh ich auf der Matte. Bis zur Abfahrt findet ein für meinen europäischen Blick großes Spektakel an Interaktionen am Busparkplatz statt: ein Frau mit großem Rollkoffer, 3 weißen kleinen und 2 schwarzen großen Plastikbeuteln schleppt sich auf den Parkplatz, schmeißt alles von sich und steigt erstmal ein, um sich auszuruhen. Ein junger Mann mit Koffer auf dem Schoß fährt eine noch jüngere Frau mit Neugeborenem auf dem Arm auf dem Mototaxi (Motorad-Taxi) vor. Sie steigt ab, drückt das Baby irgendjemandem in den Arm und geht ein Ticket und einen Kaffee kaufen. 10 Minuten später taucht sie wieder auf und läuft geradewegs in den Bus, der Babyträger nun auf ihren Fersen, willens seine Ladung loszuwerden. Erst 2 dann 4 Freunde des Fahrers kommen noch, um zu quatschen und zu schauen, wer so nach Sto. Domingo los macht. Manche kennen sich, viele ignorieren sich. Im Bus fragt sich dann aber jeder gegenseitig ab, woher, wohin und warum. Pünktlich um 8 reißt sich der Fahrer aus seinem Zirkel und rollt los, der Motor lief schon die ganze Zeit, Klimaanlage 🙄. 2 einhalb Stunden später sind wir am Abzweig zwischen Flughafen und Stadt, mein Halt. Ich finde noch eine ältere Dame, die auch zum Flughafen muss und eine, die einen kennt, der uns fahren kann. Läuft. Der Weg rüber ist dann auch reibungslos, bis auf die Extrakontrollen, die ich am Flughafen über mich ergehen lassen muss. Da ich ohne aufgegebenes und ohne Handgepäck reise, also nur 1 "Personal Item", meinen kleinen Rucksack habe, werde ich schon am Check-In als verdächtig markiert auf meiner Bordkarte. Bevor ich zur Sicherheitkontrolle darf, werde ich mit dem Lift in den 3. Stock geschickt, wo mir direkt mein Pass abgenommen wird und ich nach einem Screening zum Sprengstofftest muss. Na egal, ich hab ja Zeit. Und schwupp di wupp bin ich in meinem Hostel in San Juan. Alles easy, der Bote hat unser Ersatzteil schon vorbei gebracht. YES, sieht gut aus. Bleibt mir noch Zeit, die Stadt zu erobern. Dummerweise hab ich mich beim Rückflug vertan und statt 6 Uhr morgens 13 Uhr gebucht - jetzt freue ich mich darüber. Am Nachmittag lande ich nach 2 stündigem Fußmarsch (in die weniger sehenswerte Richtung), schließlich in der Altstadt. Und es ist großartig. Was für ein lebendiger, junger, kreativer, schriller Stadteil, Wahnsinn. Ein bisschen erinnert es mich an Havanna. Alte Kaffeehäuser und Zigarrensalons, Restaurants, Bars, Galerien, Kreativstuben, überall wird musiziert, mit allen verfügbaren (Küchen-)Utensilien - die Altstadt lebt, und wie. Dazu die laue Sommerluft, bunte Dekorationen und Lichterketten. Ich krieg mich gar nicht mehr ein und versuche in den wenigen Stunden, die ich hier sein kann - OHNE VERPFLICHTUNGEN - alles aufzusaugen, mich reinzustürzen, zu feiern und das Leben für diese Momente zu zelebrieren.
Nach 12 Stunden ist alles schon wieder vorbei. Geschlafen habe ich kaum, der Späti gegenüber vom Hostel hat eine Liveband direkt auf der anderen Seite der Wand neben meinem Bett aufgebaut: was bleibt einem da übrig, außer selbst die Hüften zu schwingen.
Gegen 20 Uhr komme ich dann wieder in Samana an, 16 Stunden später läuft der Motor bzw. die Seepumpe wieder. Hooray, Alex hat wieder einmal ganze Arbeit geleistet ❤️.
Am Ankerplatz hat sich auch einiges getan. Eine andere Weltumseglerfamilie aus Deutschland hat den Anker geworfen und Mini ist hellauf begeistert von ihren neuen 1- und 3-jährigen Spielkameradinnen. Die Chemie stimmt und wir entschließen uns, noch einmal mit in den Nationalpark rüber zu segeln, zusammen mit Thomas und noch 2 anderen Booten. Verspricht lustig zu werden, wir freuen uns.