Portugal feiert - wir fliehen

28.06.2022
Porto
Porto

Allerdings nicht vor den Festivitäten, sondern vor der ARC Portugal. Ähnlich wie bei der Atlantiküberquerung kann man mit der ARC auch von Großbritannien an die Algarve im Konvoi fahren. Das ganze ist als Ralley deklariert, bei der 21 Segelboote verschiedener Größen Richtung Süden von Hafen zu Hafen in durchschnittlich 55 nm Entfernung segeln. Zwischendrin gibt´s Programm. Das heißt für alle anderen, die zufällig zur gleichen Zeit auf dieser Route unterwegs sind, hoffen, dass es noch Platz im Hafen gibt, versuchen vor dem Feld zu bleiben. In Baiona sind sie uns das erste Mal begegnet. Die Ralley Etappen entsprechen meist den einzig sinnvollen Häfen entlang der Route. In Porto konnten wir sie abhängen, einfach weil wir weniger Tage Pause gemacht haben. Das wiederum, weil die Wettervorhersage viele Tage hohe Wellen und viel Wind vorher gesagt haben. Außerdem wollte ich zur UN Ocean Conference in Lissabon sein, die am 27.6. startet.

Und dieser Stress ausgerechnet am langen Wochenende des größten Festes in Nordportugal nach Weihnachten: São João. Pünktlich zu dessen Start laufen wir (unwissend) in Porto ein. Ob wir reserviert hätten, will die Dame am Funk wissen, als wir reinfahren. Nee, natürlich nicht. Sie seien fast voll, aber sie schaut, ob sie in unserer Bootsgröße noch ein Platz hat. Wir haben Glück. Beim Tanken klärt uns der Marinero dann auf. Ein großes Feuerwerk gibt es um Mitternacht in Porto, da kommen alle aus den umliegenden Häfen, um sich das Spektakel vom Wasser anzusehen. Oha. Wie auch schon beim Straßenfest, das wir 3 Nächte in Vigo erleben durften, ist auch hier die Bühne direkt neben der Marina aufgebaut. Ups, na mal abwarten, wie laut es wird. Das Konzert startet 22 Uhr und der Wind kommt aus der richtigen Richtung und Mini schläft schnell ein und durch. Am besten sollte man sich bei solchen Veranstaltungen eh einfach in die Menge stürzen und mitfeiern.

Festa de São João do Porto ist ein christiliches Fest zu Ehren des Hl. Johannes von Porto, in der Nacht des 23. Juni. Dazu gehören Straßenkonzerte, Rummel und Feuerballons (die wohl nicht selten im Meer landen ☹️). In den Gassen sind vor fast jedem Hauseingang Tisch und Stühle aufgebaut- es gibt gegrillte Sardinen und Caldo Verde. Um Mitternacht krachen die Feuerwerke überall am Himmel.

Es geht weiter nach Figuera da Foz. Auch hier wird gefeiert und auch hier steht neben der Marina eine große Bühne. Bei unserer Einfahrt in den Hafen ist gerade Soundcheck und Alex bekommt einen riesigen Schreck, weil er glaubt, der Motor fliegt auseinander. Es wird wieder eine relativ kurze Nacht. Alex wird allein nach Peniche segeln, während Mini und ich den Landweg nehmen und noch einen Stop in Nazaré einlegen.

In Nazaré entstehen in den Wintermonaten die höchsten Wellen der Welt. Direkt vor der Küste endet der Nazaré Canyon, ein Tiefseegraben, weshalb sich dort auf kleinstem Raum sehr viel Wasser sammelt. Zusammen mit den Winterstürmen kann sich das Wasser auf eine über 30 Meter hohe Welle türmen, die ein Paar Surfer mutig und verrückt genug sind, sie herunter zu surfen.

In Peniche angekommen stellen wir fest: auch hier wird gefeiert. Allerdings findet hier ein sportliches Event statt, so etwas wie ein Marathon mit anschließender Mega Party, die die ganze Stadt einnimmt. Die Marina wirkt baufällig, der Steg scheint jeden Moment zusammenzubrechen- was hier wohl passiert ist..? Für Besucher gibt es nur einen Steg, an dem rund 7 Segelyachten Platz finden. Interessanterweise soll hier in ein paar Tagen auch die oben erwähnte ARC vorbei kommen. Ist sicher spannend anzusehen, wie sich die 21 Boote mit ihren verschiedenen Größen hier ins Päckchen legen... Aber anwesend will man dann eigentlich nicht mehr sein. Mal sehen, was die nächsten Tage überhaupt geht, es sind 3 Meter Wellen und ordentlich Wind vorhergesagt.