[Gastbeitrag] Maik goes Sailing

22.09.2022

Der Start der Tour ist herausfordernd - seit Wochen volle Flughäfen, verlorenes Gepäck, Streik des Bodenpersonals und der Piloten einen Tag vor Abflug, Verschiebungen und Verspätungen. Also möchte ich lieber mehr als 2h vorher am "Internationalen Flughafen Dresden" sein. Innerhalb von 30 Minuten war alles geklärt und ich saß bereit... Noch 2h Zeit... und dann die erste Ansage einer Verspätung... Am Ende starteten wir fast drei Stunden später und ich hatte wirklich viel Zeit im Wartebereich am Gate, während alle Geschäfte aus Personalmangel geschlossen waren.

In Palma gelandet, ging es mit dem letzten Bus weiter gen Alcudia, wo mich Alex mit zerzaustem Haar, in Badehose und mit einer Plastiktüte voll Bier und Zigaretten in Empfang nahm - das Leben auf einem Segelboot scheint nicht spurlos an ihm vorbei zu gehen.
Gegen Mitternacht am Boot "MAHEA" angekommen, inspizierte ich meine Kajüte, die unendlich vielen Taue und spürte das erste Mal die seichten Bewegungen des Bootes im Hafen - parallel stieß ich mir zweimal den Kopf, einmal das Knie und stolperte über eine der Kanten.

Die erste Nacht war super! Ich passte, wenn die Tür geöffnet blieb, genau längst in meine Gäste-Koje. Am Morgen, bei einer Tasse Kaffee, begrüßte ich erstmal mein Patenkind Mini, welches doch immer mal wieder beim Öffnen der Augen neue Gäste an Bord begrüßen kann.

Die nächsten Tage erlebte ich ein eingespieltes Team, eine funktionierende Familie mit Höhen und kleinen Tiefen. Die Abläufe waren klar, die Aufgaben verteilt! Im Fokus steht natürlich Mini, welche lachend und neugierig alles erkundet, viel Bewegung wie auch Erlebnisse braucht.

Von Nord-Mallorca setzten wir zur ersten längeren Überfahrt an, Leinen los, Anker lichten! Wir starteten bei Sonnenaufgang. Das Meer war ruhig, es schaukelte uns in Richtung der Westküste von Menorca - zumindest die erste Stunde. Dann zog Wind auf, Regen dazu und die Wellen wurden immer höher. Ina verschwand unter Deck. Ich war noch guter Dinge und blickte naiv und übermütig dem Wellengang entgegen. Kein Land mehr in Sicht, nur noch Wellen - es schaukelt - ich muss mich hinlegen - ich bin keine Unterstützung! Überschätzt! Rückzug! Die nächsten drei Stunden bis zur Einfahrt in den Hafen von Ciutadelle lag ich auf dem Boot und starrte apathisch von Deck. Ina betreute und bespielte Mini, Alex navigierte und versorgte mich parallel mit Essen und Getränken - wieder hinlegen - Ruhe - Starren. Sind wir bald da, Alex?

Memo an mich selbst: Maik, bleib dem Fahrrad treu, das Boot ist nichts für dich!

Menorca, ob Ciutadelle oder später auch Mahon, welches wir nach einem Segeltag entlang der Südküste erreichten, überraschte und beeindruckte uns mit einer wunderschönen Altstadt. Mahon feierte eine Fiesta, mit weit über 100 Pferden, Bier, Feuerwerk und viel Musik. Die kleinen Gassen und schönen Straßen der Stadt waren geschmückt und voller gutgelaunter Menschen.

Das Ganze durfte ich erleben, mit vielen freundlichen Kontakten, ob am Strand oder in den kleinen Gassen, auf Spielplätzen oder beim Essen gehen. Denn Mini, stets mit einem lauten "Ola´" auf den Lippen und einem Strahlen im Gesicht, zog immer wieder alle Blicke auf sich.

Ob wir vor Anker, an einer Boje oder im Hafen lagen - Ina und Alex wussten was zu tun war, eingespielt und über Headset navigierten sie die MAHEA stets sicher. Ich aber konnte alleinig mit Mini ihr geliebtes Wimmelbuch anschauen. Abends stießen wir auf den Tag an, lachten und erzählten bis in die Morgenstunden. Die Nächte waren kurz, immer gab es etwas zu tun, zu entdecken, zu reparieren, auf- oder abzubauen und zu putzen.

Das Familienleben auf dem Boot ist anspruchsvoller als anfangs gedacht, weniger ein Urlaub - mehr eine Abenteuerreise.

Mein Rückflug ging natürlich von Palma, demnach stand noch eine längere Überfahrt gen Mallorca an. Lächerliche 12 h Segel- und Fahrzeit! Ich entschiede mich Tabletten zur Beruhigung zu nehmen, was jedoch nach zwei Stunden zu starker Müdigkeit führte und ich erneut apathisch an Deck lag. So verschlief ich den Großteil der Überfahrt. Und wieder brachte mir Alex, was ich brauchte - eine große Hilfe war ich also nicht.

Und die Rücktour war gleich wieder ein Erlebnis. Jeweils buchte ich den letzten möglichen Bus, um die Gastgeberfamilie noch zu einem Abschlussabendbrot einladen zu können. Der 45-minütige Zwischenstopp war in einem verlassenen Ort namens Falanx. Ob es am Sonntagabend lag oder hier sowieso nie etwas los ist, mag ich nicht zu deuten.

Weiter ging es nach Palma, wo ich mir noch kurz die beleuchtete Kathedrale anschauen wollte, was ein Lichtspiel der Reflexionen sein sollte. Leider wird diese seit August, aus Gründer der Nachhaltigkeit, nachts nicht mehr beleuchtet. Also, auf zum letzten Bus, dem Airport-Shuttle - und plötzlich war Bargeld notwendig! Niemals brauchte ich vorher nur einen Euro in bar...aber eine freundliche Spanierin zahlte mir die fünf Euro und ich kam noch mit... Viva España - es lebe Spanien!

Abschließend bleibt nur "Danke" zu sagen! Danke für dieses Erlebnis, Danke für die Einblicke in das Leben auf einem Segelboot! Danke, dass ich Teil der Familie „Mahea“ sein konnte und all die Höhen und kleinen Tiefen in dieser kurzen Zeit miterleben durfte.

Alex & Ina: für euch geht's weiter gen Marokko und dann auf die Kanarischen Inseln. Nach der großen Atlantiküberfahrt sehen wir uns in Mittelamerika wieder, ganz sicher! Allerdings dann mit mehr Landgang und weniger schaukelnden Üerfahrten.

Schiff Ahoi!

***Und wer von Maiks Abenteuern lesen möchte: https://www.2aufTour.de ***