Das Ungeheuer von White Bay
Als es dunkel wird, sehe ich Richtung Land ein blinkendes Licht an der Wasseroberfläche. Ein verlorener Köder? Eine Stirnlampe? Oder gar ein blinkendes Meeresungeheuer aus der Tiefsee? Meine Neugier wächst rasant. Das Dinghy haben wir schon versorgt für die Nacht, weshalb ich nicht hinfahren kann. Aber das wäre auch fast zu einfach. Wie ein Erdmännchen springe ich alle 5 Minuten nach oben, um es nicht aus den Augen zu verlieren. Zu meiner Freude treibt (oder schwimmt) das Licht in unsere Richtung - jippie, die Spannung steigt. Neeeiiiiiin, es hat die Richtung gewechselt und entfernt sich nun immer weiter von uns. So ein Mist. Aber dann muss es ja doch schwimmen können, denn der Wind hat eigentlich nicht gedreht, oder?! Ich mache mich wieder unter Deck ans Essen zubereiten. Nach 10 Minuten spähe ich doch nochmal. Da!! Es kommt wieder auf uns zu, diesmal verhältnismäßig schnell. YES!! Hierher bitte!! Kurz überlege ich, ob ich nervös sein müsste, denn offensichtlich kann es ja nur das Ungeheuer sein. Komm schon, komm schon!!! Es nähert sich unserem Boot bis auf wenige Meter. Ich springe raus und mach den Kescher bereit. Auf keinen Fall will ich es verpassen und lehne mich soweit über die Reling, dass ich fast ins Wasser falle, als Alex mir versichert, dass es näher kommen wird, wenn ich nur kurz warte. Wäre ich ein Hund, würde ich jetzt hin und her springen und mit meinem Schwänzel wackeln, Zunge aus dem Mund hängend. Und dann endlich nach 2 Stunden intensiven Herbeiwünschens ist es da:
ein olles Handfunkgerät. Na ja, kann ja nicht immer spektakulär sein.
Unsere Reise geht weiter in die Trellis Bay, wo wir sehr gut essen und einen ausgedehnten Spaziergang entlang der steinig-koralligen Küste unternehmen. Die Bucht ist sehr flach und wir haben nur 30 cm Wasser unter’m Kiel. Alex kann endlich die aufgelöste Anode am Propeller ersetzen (um nicht zu tief tauchen zu müssen, sollte sie runterfallen).
In der Trellis Bay sieht man, wie in fast allen anderen Buchten auch, die Zeugnisse von Hurrikan Irma 2017: Kaputte Stege, Wracks (teilweise) unter Wasser- alles was noch irgendwie schwimmt ist bewohnt, von der Notunterkunft zum neuen Heim.
Wir sind jetzt knapp einen Monat hier und müssen langsam aber sicher entscheiden wie und wohin es für uns weiter geht (Nord, Süd, Ost, West ... ?). Da man nach 1 Monat in den BVIs Einfuhrzoll zahlen muss, bleibt uns noch eine Woche.