Das Ungeheuer von White Bay

12.02.2023
Nach unserem Ausfalltag schaffen wir es doch noch ans andere Ende der BVIs, nach Prickly Pear auf Virgin Gorda Island. Wir kreuzen 4 Stunden gegen den Wind und erreichen schließlich die Bucht.
Vor Prickly Pear Island können wir wunderbar ankern. Der Wind ist ziemlich unbeständig und bläst entweder gar nicht oder mit bis zu 30 Knoten. Das bringt das Ankerfeld zum Tanzen, stört uns aber nicht weiter, da sich keine Welle aufbaut. Auf der Dinghyfahrt zum Festland kommt eine ordentliche Welle rein, sodass Mini und ich klitschnass sind bei Ankunft, als hätte jemand einen Eimer Wasser über uns gegossen. Aber man lernt ja, beim 3. Mal haben wir Regenjacken an und genug Wechselkleidung für alle Beteiligten dabei. Es lässt sich hier sehr gut aushalten und so zögern wir unsere Weiterfahrt noch etwas heraus.
Nächster Stop: Guana Island. Die White Bay, in der wir liegen, ist privat mit einem versteckten Resort und man darf sich -außerhalb des Strandes- nicht an Land aufhalten. Egal, denn der Strand ist ein echtes Highlight. So weiss, dass man ihn auch nachts noch leuchten sieht. Unbebaut, grün bewachsen, Korallen und Muscheln überall - und leer. Herrlich. In der Bucht ist es zu tief zum ankern, daher liegen auch nicht viele Yachten hier. Wir machen an einer der 5 Mooringbojen fest. Kurze Zeit später macht ein großer Katamaran an der Boje neben uns fest. Die wirkt auf einmal sehr nah. Wir beobachten eine gute Stunde, wie sich die Boote bewegen. Da es noch sehr böig ist und sich die Yachten in den windstillen Phasen unterschiedlich ausrichten, beschließen wir den Heckanker auszubringen, um ruhig schlafen zu können. Ein ganz schöner Akt, klappt aber ganz gut. Der Skipper vom Kat kommt später noch vorbei, um sich dafür zu bedanken, da er sich den Heckanker sparen konnte.

Als es dunkel wird, sehe ich Richtung Land ein blinkendes Licht an der Wasseroberfläche. Ein verlorener Köder? Eine Stirnlampe? Oder gar ein blinkendes Meeresungeheuer aus der Tiefsee? Meine Neugier wächst rasant. Das Dinghy haben wir schon versorgt für die Nacht, weshalb ich nicht hinfahren kann. Aber das wäre auch fast zu einfach. Wie ein Erdmännchen springe ich alle 5 Minuten nach oben, um es nicht aus den Augen zu verlieren. Zu meiner Freude treibt (oder schwimmt) das Licht in unsere Richtung - jippie, die Spannung steigt. Neeeiiiiiin, es hat die Richtung gewechselt und entfernt sich nun immer weiter von uns. So ein Mist. Aber dann muss es ja doch schwimmen können, denn der Wind hat eigentlich nicht gedreht, oder?! Ich mache mich wieder unter Deck ans Essen zubereiten. Nach 10 Minuten spähe ich doch nochmal. Da!! Es kommt wieder auf uns zu, diesmal verhältnismäßig schnell. YES!! Hierher bitte!! Kurz überlege ich, ob ich nervös sein müsste, denn offensichtlich kann es ja nur das Ungeheuer sein. Komm schon, komm schon!!! Es nähert sich unserem Boot bis auf wenige Meter. Ich springe raus und mach den Kescher bereit. Auf keinen Fall will ich es verpassen und lehne mich soweit über die Reling, dass ich fast ins Wasser falle, als Alex mir versichert, dass es näher kommen wird, wenn ich nur kurz warte. Wäre ich ein Hund, würde ich jetzt hin und her springen und mit meinem Schwänzel wackeln, Zunge aus dem Mund hängend. Und dann endlich nach 2 Stunden intensiven Herbeiwünschens ist es da:

ein olles Handfunkgerät. Na ja, kann ja nicht immer spektakulär sein.

Unsere Reise geht weiter in die Trellis Bay, wo wir sehr gut essen und einen ausgedehnten Spaziergang entlang der steinig-koralligen Küste unternehmen. Die Bucht ist sehr flach und wir haben nur 30 cm Wasser unter’m Kiel. Alex kann endlich die aufgelöste Anode am Propeller ersetzen (um nicht zu tief tauchen zu müssen, sollte sie runterfallen).

In der Trellis Bay sieht man, wie in fast allen anderen Buchten auch, die Zeugnisse von Hurrikan Irma 2017: Kaputte Stege, Wracks (teilweise) unter Wasser- alles was noch irgendwie schwimmt ist bewohnt, von der Notunterkunft zum neuen Heim.

Nach ein paar Nächten hier steht dann wieder mal ein Tag in Road Town an. Dann geht es weiter nach nach Sopers Hole / Frenshman's Cay. Die kleine Bucht am Westende von Tortola ist sehr beschaulich mit ihren bilderbuch-karibisch-bunten Häusern. Von hier aus wandern wir an die Westküste zur Smugglers Bay hoch und genießen ein paar Kühle gegen einigermaßen schnelles Internet. Alex repariert noch unser Dinghy, das seit Road Town Luft verliert.
Wir wechseln noch einmal die Insel, es geht nach Jost van Dyke. Hier gibt es unglaublich weiße Sandstrände und einen Haufen Amis (loads of Whoo Girls), die zum saufen und feiern hier sind. Wir liegen aber sehr ruhig und genießen die schöne Wanderungen, die man hier machen kann. Hafenkino und Herzkasper gibts gratis dazu, wenn die Charterjachten hier ihre Ankermanöver bei Topspeed auf engstem Raum fahren.
unsere Route auf den BVIs
unsere Route auf den BVIs

Wir sind jetzt knapp einen Monat hier und müssen langsam aber sicher entscheiden wie und wohin es für uns weiter geht (Nord, Süd, Ost, West ... ?). Da man nach 1 Monat in den BVIs Einfuhrzoll zahlen muss, bleibt uns noch eine Woche.