British Virgin Islands - República Dominicana
19.02.2023
Wir verlassen die British Virgin Islands an einem Sonntag gegen 7 Uhr morgens. Etwa 270 Seemeilen liegen vor uns, bis wir Samana in der Dominikanischen Republik erreichen.
Nach einigen stürmischen Tagen hat sich der Wind etwas gelegt und die Welle wird in den nächsten 24 Stunden immer kleiner. Gute Voraussetzungen also, um am letztmöglichen Tag auszureisen, bevor wir Mahea teilverzollen müssten. Bei den Behördengängen für die Ausreise erwartet uns allerdings eine Überraschung, als der Immigration Officer etwas entgeistert schaut, als er unsere Pässe kontrolliert: Unser Visum sei schon vor 2 Wochen abgelaufen. Häh? Echt? Gilt das nicht bis 2. März? Nein, bis 3. Februar. Ihr müsst das Datum anders herum lesen. Oooookeeee, aber auf dem Datumsstempel darunter steht ja auch erst der Monat und dann der Tag. Diskussion zwecklos, der Officer ist aber sehr freundlich und lässt uns ohne Strafzahlung ziehen.
Auf der Überfahrt soll die Welle bei unserem Kurs theoretisch von achtern kommen und somit kaum merklich sein, in der Praxis passt es aber meist nicht so schön. Und so kommt es dann auch, dass wir in den ersten 12 Stunden ordentlich geschüttelt -nicht gerührt- werden und unser Hausstand regelmäßig quer durchs Boot rutscht. Alles auszuhalten, so lange das jüngste Crewmitglied bei Laune bleibt.
Wer unsere Route auf dem Globus mit dem Finger nachführt, stellt fest, das wir auf unserem Weg die US Virgin Islands und Puerto Rico auslassen. Nach langen Überlegungen haben wir uns dazu entschieden - aufgrund des Aufwands und der Kosten: Wer mit privatem Boot einreisen möchte, benötigt nämlich ein B2 Visum für die USA (das in einer Botschaft persönlich beantragt werden muss). Das hat nur Alex. So haben wir erst überlegt, ob Mini und ich mit der Fähre in den US Virgin Islands einreisen und damit das ESTA nutzen können. Das wäre möglich gewesen. Allerdings gilt die US Einreise dann für Puerto Rico nicht mehr, wo man erneut zu US Bestimmungen einreisen muss. Somit hätten wir nochmal eine viel längere Fährfahrt oder einen Flug machen müssen plus Hotel und Umstände. Nerv, Stress und Dollars. Also haben wir entschieden, direkt in die Dom Rep zu segeln, entlang der Küste Puerto Ricos.Nachdem die Welle zum ersten Abend hin abgenommen hat, hat dann auch der Wind mal komplett abgestellt, sodass wir die Nacht durch motoren mussten. Auf Höhe von San Juan stellen wir fest, dass auf der Seekarte vor uns ein Sperrgebiet eingezeichnet ist, das wir mit einem Zeitverlust von etwa 4 Stunden plus ungünstigem Winkel zur Welle umfahren müssen- grade jetzt, wo sich die Fahrt ein wenig beruhigt hat. Kacke. Nach einigen Minuten Grummelei ruft Alex bei der US Coast Guard rein, um zu fragen, ob das Sperrgebiet aktiv ist oder wir vielleicht durchfahren können. So der Plan. Leider operieren die Amis aber nicht auf den "normalen" Funkkanälen, sodass wir nach dem Erstkontakt über den Emergency Kanal 16 kein Gespräch mehr aufbauen können. Letztlich muss Alex bei der Coast Guard in Puerto Rico anrufen (aus dem Schweizer Mobilfunknetz). Die gute Nachricht: wir können das Gebiet durchfahren. Die Schlechte: n Zwanni für den Anruf latzen. Irgendwas is eben immer. Die Fahrt läuft ansonsten entspannt. Am Ende sind wir für unseren Zeitplan viel zu schnell unterwegs, auch deshalb, weil es zwischen Puerto Rico und der Dom Rep eine Strömung gibt, die uns 2 Knoten schneller über den Ozean schiebt. Vor der Bucht von Samana drosseln wir unsere Geschwindigkeit so, dass wir erst bei Tageslicht den Anker werfen können. Angekommen.Eine Stunde später fährt Domingo bei uns ran und fragt, ob wir schon einklariert haben. "No, el capitán duerme", der Kapitän schläft. Alles klar, sagt Domingo und telefoniert. In 25 Minuten kommt jemand von der Armada, dann soll er wach sein. Alles klar, ich sag Alex Bescheid, der sich nur widerwillig aus dem Bett schält. Tatsächlich kommt Domingo nur 20 Minuten später wieder, mit Dolmetscher und einem von der Marine im Gepäck. Der befragt uns kurz, wo wir herkommen und wohin wir danach wollen und inspiziert unser Heim kurz. Nach 10 Minuten sind die 3 wieder weg. Jetzt müssen wir noch zur Immigration und zum Zoll an Land. Alle sind extrem freundlich und bemühen sich, die Bürokratie für uns möglichst einfach zu halten. 3 Stunden später ist der Behördenkram erledigt, wir haben eine örtliche SIM Card und ein paar Pesos auf Halde. Willkommen in Samana. Zeit für ein Nickerchen.