Mahea bei den Normannen
Es geht weiter nach Fécamp, gefolgt von der ungemütlichsten Hafennacht bis jetzt. Im Hafenbecken gibt es noch eine Schleuse, die wir nicht passieren müssen, aus der aber stetig Wasser fließt und eine starke Strömung im Hafen erzeugt. Dazu noch ausreichend Wind und wir haben eine Schaukelpartie. Jedes mal wenn es wieder etwas mehr kracht rennen wir raus und kontrollieren die Leinen, schauen ob wir sie nicht noch dichter nehmen können. Aber wir sind nicht allein. Die anderen beiden Yachten, die hier ebenfalls nur für eine Nacht liegen, schlafen auch unruhig. Und so trifft man sich die Nacht durch immer wieder an Deck.
Am nächsten Tag heißt es dann: rette sich wer kann 😂 Mit Hochwasser ist die Hafendurchfahrt wieder tief genug für uns und wir sehen, dass wir weg kommen, auch wenn die Strömung nicht ideal ist und wir nur langsam voran kommen. Es wird ein kurzer 27 nm Schlag nach Le Havre. Wir machen neben einer Rennyacht fest, deren deutsche Eignerin uns beim festmachen hilft. Wie sich herausstellt, ist es die deutsche Olympia Silbermedaillistin von Tokyo 2020, Sanni Buecke, die sich auf ein Rennen am kommenden Sonntag vorbereitet. Nach einem kurzen Plausch machen wir uns auf die Gegend zu erkunden und sind überrascht, wie schön es hier ist. Es ist grün, gibt eine breite Promenade, einen Stadtstrand, die Häuser passen gut ins Bild. Auch alltägliches wie Einkaufen macht hier Spaß: der Supermarkt ist eine Offenbarung- ganz im Gegensatz zum Gammelladen in Boulogne sûr Mer. Ja, das muss erwähnt werden.
Wieder auf dem Meer peilen wir heute Saint Vaast la Hogue an. Auch hier müssen wir in einem bestimmten Zeitfenster in den Hafen einfahren, da das Tor sonst verschlossen ist, wenn der Pegel gen Ebbe sinkt. Die Strömung gibt uns Feuer und wir kommen am Nachmittag an. Ein sehr idyllisches, altes Fischerdorf, an dem man sich kaum satt sehen kann.
Am nächsten Morgen klingelt der Wecker erneut kurz nach 4 Uhr, das Hafentor ist an diesem Tag nur bis 5:17 Uhr geöffnet und dann erst wieder 12:49 Uhr. Mit der ersten Dämmerung sind wir auf dem Meer und bahnen uns den Weg entlang der vielen unbeleuchteten Fischerbojen. Die Strömung ist auf dem Weg nach Cherbourg teilweise so stark, dass wir mit 10 Knoten (also doppelt so schnell wie unsere Durchschnittsgeschwindigkeit) auf dem Meer fetzen. Als wir nach Cherbourg abbiegen, wird's kurz haarig. Der Wind türmt das Wasser so auf, dass unsere Mahea ordentlich in die Wellen kracht. Mir wird schon ganz anders, aber dann ist es auch schon vorbei. 3 Stunden früher als geplant und noch bevor unsere Mini aufwacht laufen wir in Cherbourg ein. Morgen haben wir einen längeren Schlag vor uns und durch den Zwischenstopp hier können wir uns bestenfalls volle 6 Stunden von der Strömung schieben lassen und den 9-10 Stunden Schlag etwas abkürzen. Was dann folgt hätten wir so auch nicht erwartet: wir fahren 4:30 Uhr kurz vor einsetzender Strömung raus und werden sofort mit 7 Knoten getragen. Es werden 10 und dann sogar 13 Knoten- Wahnsinn. 4.5 Stunden später und viel zu früh sind wir in Guernsey. Hier gibt es kein Tor, sondern eine Schwelle, die man bei der Einfahrt ins Hafenbecken überfahren muss. Bei unserem Tiefgang müssen wir noch 1 Stunde warten und können in dieser Zeit die Einreiseformalien erledigen, bevor es dann in die Victoria Marina geht.